Freitag, 29. Mai 2015

Malaysia 2: Willkommen im Auenland



Nach durchzechter Nacht in internationaler Partygesellschaft in Georgetown schlafen wir im Bus am nächsten Tag erstmal den Schlaf der Gerechten. Als ich schließlich aufwache, sind wir umgeben von dichtem grünen Dschungel: Baum für Baum, bergab, hügelhinauf, ist jeder Quadratzentimeter Boden und Luft bis zu den Baumkronen hoch bewachsen. 60% Malaysias sind Regenwald! Es gibt hier tausende Pflanzenarten, die es nur hier gibt, auf diesen "paar Metern" Malaysia. Es soll hier auch seltene Tiere geben, Tiger, Leoparden und fliegende Eichhörnchen, aber vor allem letztere kriegt man nur sehr selten zu sehen (schade). Als ich den Dschungel an den Busfenstern vorbei ziehen sehe, finde ich es unglaublich, dass es irgendwann mal ein paar Engländer gewagt haben in diesen undurchdringlichen Dschungel einzudringen! 

Die Straße schlängelt sich weiter durch den ansonsten sehr unangetastet aussehenden Wald, ein einzelner Bauarbeiter bemalt mit einem klitzekleinen Pinsel eine hunderte Meter lange Betonwand mit schwarz-gelben Pfeilen, die die Richtung der Kurven anzeigen.  Gegen Abend zieht Nebel auf im Dschungel oder vielleicht fahren wir auch so hoch und das sind Wolken? Ich weiß es nicht, unser Ziel sind die Cameron Highlands, wie hoch die liegen weiß ich nicht. 
Irgendwo mitten im nirgendwo steigt ein Inder aus dem Bus aus...mitten auf der Straße. Es gibt hier nichts weit und breit außer Bäumen. Der ganze Bus schüttelt ungläubig mit dem Kopf, ein allgemeines Raunen und Augenbrauchenhochziehen zieht durch die Reihen der westlichen Touristen. Kurz darauf hält der Bus noch einmal, der Busfahrer steigt aus und öffnet das Gepäckfach...Stirnrunzeln im Bus.

Wenig später geraten wir in eine Polizeikontrolle, ein Polizist mit Maschinengewehr (!) steigt ein, lässt sich von allen im Bus sitzenden Indern die Papiere zeigen und nimmt schließlich alle mit. Man wundert sich...und kommt zu der Erkenntnis: Na toll, wir fahren mit einem Massenmörder im Gepäckfach! ;)
(An dieser Stelle möchte ich einwerfen, dass es mich durchaus nicht beruhigt, wenn einer der ein Maschinengewehr in der Hand hält, ein Polizeihemd trägt - es drängt sich doch die Frage auf, wozu er das Gewehr braucht - auch wenn diese Kleidung anderen "Hemden" natürlich vorzuziehen ist.)

Am nächsten Tag erfahren wir, dass Malaysia ein Problem mit illegalen Einwanderern aus Nepal, Bangladesh und Indien hat, die mit Familienbesuchsvisa nach Malaysia kommen und dann Arbeit suchen. Da es in den Cameron Highlands viel Arbeit gibt, die man ohne Training und ohne Sprachkenntnisse verrichten kann, sprich: in der Landwirtschaft, bietet es sich an auf dem Weg dorthin die Straßen zu kontrollieren. Also kein Massenmörder. Na immerhin. 

Wir haben an diesem Tag einen Tagestrek mit Jason gebucht, den sogenannten "Nature Walk". Jason stellt sich als wahrer Glücksgriff heraus: Als ehemaliger Umweltschutzanwalt, der in London studiert hat, spricht er perfektes britisches Englisch. Ausserdem ist er in den Cameron Highlands aufgewachsen, er kennt den Dschungel und seine Pflanzen und Tiere wie seine Westentasche. Und er liebt den Dschungel. Gemeinsam mit diesem Aussteiger-Ex-Anwalt dringen wir tief in den Regenwald ein und Jason wird nicht müde uns auf einzelne Pflanzen und Tiere, manchmal winzigklein, hinzuweisen: Da sind wilde Orchideen, die Insekten imitieren um von denen befruchtet zu werden, Farne die in Bäumen hängen und von der Feuchtigkeit in der Luft leben, viele symbiotische Minikosmen, deren Zusammenspiel uns Jason erläutert, fleischfressende Pflanzen und der Moosdschungel - einzigartig in der Welt (lieber Marc Fuchs, das ist was für dich!). Fliegende Eichhörnchen sehen wir leider trotzdem nicht. ;) In der Pause gibt es Brot mit Nutella, Jason hat überwiegend Deutsche Wanderer. ;) Er erzählt auch viel von Malaysias Kultur, Gesellschaft und von indigenen Völkern. Und er klagt auch viel: Als ehemaliger Umweltaktivist hat er, wie er selbst sagt, den Glauben an die Menschheit verloren. Der Regenwald wird permanent abgeholzt, um der aufstrebenden malayischen Bevölkerung Platz zu machen für Landwirtschaft und Wohnungen. Dabei beherbergt er etliche Arten die es nur in diesen Gefilden gibt, davon viele Pfanzen deren medizinische Vorzüge im Kampf gegen Krankheiten wie Krebs und Aids erst seit Kurzem erforscht werden. Jason erzählt auch, dass man in Malaysia Unterstützung vom Staat bekommt, wenn man muslimisch ist, wodurch die umgesiedelten einheimischen Völker mittlerweile geradezu zum Konvertieren gezwungen werden. 
Wir stampfen weiter durch den Dschungel, hunderte Meter laufen wir immer wieder auf dichten, von Erde überdeckten Wurzelgeflechten, die in der Luft hängen und mitschwingen, wenn wir darüber gehen. Beim Abstieg werden wir vom Regen "überrascht"  (allzu überraschend war es nicht, man ist ja schließlich im Regenwald). Wir schlittern und rutschen im stömmenden Regen im Dschungel den Berg runter. Die vielen ach-so-schönen Wurzeln sind nun glitschig, überall ist Schlamm und ich breche beim Versuch mich festzuhalten den ausgeliehene Aluminium-Wanderstock in zwei Hälften, als ich abrutsche und meterweise einen Hang auf dem Arsch runter rutsche. Aber ich hab ja meine Ellenbogenschützer, alles gut. Etwas erschrocken hab ich mich trotzdem (und abends merk ich die Beanspruchung im Ellenbogen). Dennoch kommen wir gutgelaunt und vollgeschlammt im Teehaus einer Teeplantage an. In den Cameron Highlands wird Tee angebaut, grüne Teeplantangen ziehen sich kilometerweit über die Hügel, die Aussicht ist wunderschön! Schwarzer, güne, weißer und Oolong Tee  werden alle aus der selben Pflanze gewonnen, lernen wir hier von Jason, nur die Verarbeitung ist eine andere und teilweise die Teile  der Pflanze die benutzt werden (für weißen Tee nur die obersten, zartesten Pflänzchen). Die Fotos, die wir im Teehaus mit Teeplantage im Hintergrund machen sehen aus, als ob wir vor einer Fototapete fotografiert worden wären.

Uns gefällt es hier so sehr, dass wir beschließen noch zu bleiben und einmal alleine in den Wald zu ziehen. Von Jason haben wir uns einen anspruchsvollen Wanderweg empfehlen lassen, mit besonders schöner Aussicht. Wir fahren also in die nächste Kleinstadt und steigen erwartungsvoll die Straße zum Wald hinauf. Schon nach fünf Minuten wird der Wanderweg zu einem Kletterweg...riesige Wurzeln versperren den Weg und man steigt von einer über die nächste unter der nächsten durch. So geht es schweißtreibend den Berg hinauf und wir sind völlig außer Atem...aber es macht großen Spaß! Mit drei dicklichen Franzosen im Nacken überholen wir zwei erschöpfte Britinnen und sind so in nur eindreiviertel Stunden statt zwei den Berg hoch! Der Ausblick auf dem Gipfel ist leider "eingeschränkt" - wegen Nebels kann man keine 50 Meter weit sehen.

Also treibt es uns sofort den Berg hinunter. Der "Abstieg" ist mehr ein Abspaziergang, der sich allerdings über Stunden hin zieht. Das stört uns aber nicht, da wir eine Straße durch wunderschöne Teeplantagen hindurch laufen - sanfte Grüne Hügel, unterbrochen nur durch kleine englische Häuschen und die Arbeitswege zwischen den Teebüschen. Ich fühle mich als sind wir bei den Hobbits im Auenland...fehlen nur die kleinen Hütten mit den runden Türen, aber runde Türen gibt es (dank chinesischer Einflüsse) hier ja sogar! Naja und Hobbits fehlen, aber die Malaysier sind nicht allzu groß. ;P Und als es wieder anfängt zu regnen kommt just im richtigen Moment ein Jeep vorbei, der uns mitnimmt und netter Weise vorm Hotel wieder absetzt. Der nette ältere Malaysier erzähllt uns dass er schon seit 30 Jahren auf der Plantage arbeitet und gerade ein paar Arbeiter von irgendwo abholen will. Unser Geld will er nicht annehmen - unglaublich nett die Menschen hier!



Unterkunft: Father's Guest House
Guide: Jason von Cameron Secrets (www.cameronsecrets.com)

Malaysia 1: Multikulti Malaysia- Asien Supreme


Wir haben das malayische Festland noch nicht betreten, da sind wir schon begeistert. Auf der penibelst geputzten Fähre nach Langkawi gibt es nicht nur Mülleimer (ein Einrichtungsgegenstand den wir schon so lange nicht mehr außerhalb von Hotelzimmern (und manchmal nichtmal da) gesehen haben, dass wir schon vermuteten in Thailand ist die Erfindung des Mülleimers noch nicht angekommen ;D), nein, die Fahrt ist äußerst gut organisiert und verläuft reibungslos in den versprochenen anderthalb Stunden. Während dieser Zeit wird der Fährgast bestens mit Hilfe des Hollywood-Blockbusters "Teenage Mutant Ninja Turtles" unterhalten und das Personal lächelt (!), beantwortet geduldig viele Fragen und heißt und wärmstens willkommen. "Welcome to Malaysia". Von der Ticketschalterfrau am Schalter für die Fähre nach  Georgetown bis zum Wasserverkäufer, sind hier alle extremst freundlich. Man fühlt sich gerade so, als hätten all diese Menschen entweder noch nie einen weißen Touristen gesehen (was nicht der Fall ist, wir sind lange nicht die einzigen auf diesen Booten) oder als ob sie darauf brennen, dass gerade wir ihr Land besuchen. Wundervoll! Auch Sicherheit scheint hier einen anderen Stellenwert zu haben - auf der Fähre nach Georgetown wird anfangs ein Sicherheitsvideo eingespielt, wie man sie sonst aus Flugzeugen kennt. Auch sind unter jedem Sitz Schwimmwesten festgemacht - vorbei alles thailändische Laisse-Faire, in Malaysia herrscht Ordnung! ;) Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich mit kurzen Hosen in einem muslimischen Land sofort so wohl fühlen könnte. 


In Georgetown angekommen überschlagen wir uns sofort fast vor Begeisterung. Georgetown, auch Penang genannt, ist ein alter Kolonialhandelshafen, vor allem durch den Handel mit Muskatnuss reich und - einst - wichtig geworden. Und wie das so ist mit Handelshäfen, hier ließen sich die verschiedensten Völker nieder, um auch ein paar Mark mitzuverdienen. In der Folge ist das ehemals britische Georgetown als buntgemischte Multi-Kulti-Stadt erblüht. Chinesische, indische, malayische und britische Architektur und Menschen vermischen sich zu einem einzigartigen Stadtbild. Und teils halbverfallenen, teils schön restaurierten britischen Kolonialhäuser und chinesischen long houses  - Häuser die sich teilweise über hundert Meter nach hinten ziehen und ganze chinesische Clans beherbergt haben - vermischen sich zu einer wunderbar charmanten Stadt. Die long houses waren früher erste Anlaufstelle für Neuankömmlinge aus China - die Schwester, der Schwanger, der Cousin und der 11. Cousin der Schwippschwägerin fanden hier eine Unterkunft, Halt und womöglich sogar einen Job. Manche Clans haben schnell an Einfluss und Reichtum gewonnen und man kann einige der alten Clanhäuser der großen Clans besichtigen. Mit zunehmendem Reichtum wurden die Bewohner der riesigen Anwesen natürlich weniger, und die long houses wurden zu luxuriösen, langgezogenen Villen ausgebaut, komplett mit Innengarten und eigener Kapelle und mehreren Salons, verschieden eingerichtet für verschiedene Gäste - chinesisch, britisch oder Familie. Ein solches Luxusclanhaus besuchen wir, für umgerechnet nur fünf Euro Eintritt kriegen wir ein vollständig restauriertes und orignal eingerichtetes Haus zu sehen. In jedem Raum stehen mehrere Touristenführer bereit die auf Nachfrage durch die Zimmer führen oder auch zu einzelnen Gegenständen Rede und Antwort stehen. Ich lasse mich durch einen Raum führen in dem Kleidung und Schmuck ausgestellt ist: Es ist völlig wahnsinnig, alles ist aus Gold, Silber, teurer hellgrüner Jade oder anderen Edelsteinen. Es gibt sogar goldene Zahnstocher und goldene Ohrenstäbchen (!) und außerdem Schmuck aus orangener Jade, etwas dass ich noch nie zuvor gesehen habe. Ich frage, ob das Haus noch einem Clanmitglied gehört aber das wird verneint. Es ist zwar in privater, chinesischer Hand, aber der Eigentümer gehört nicht dem ursprünglichen Clan an. Ich frage mich, was wohl mit dem Clan passirt ist. Vielleicht ist die Familie den japanischen "Säuberungsaktionen" zum Opfer gefallen und die Mitglieder sind beim Bau der Death Railway (in Kanchanaburi, ihr erinnert euch) umgekommen. Die Japaner haben nämlich auch das strategisch wichtige Georgetown im Zweiten Weltkrieg besetzt. Interessant wie auch hier alle Länder durch die Kriegsgeschichte verbunden sind. 

Davon sieht man jetzt aber nichts mehr. Georgetown ist mittlerweile bekannt für seine satirische Straßenkunst, die das Leben der Einwohner amüsant in haushohen Gemälden oder Installationen darstellt und dabei oft die Hauswand mit ihren Fenstern und Türen integriert. Wir fressen uns abends durch die extrem günstigen Fressbüdchen am Straßenrand und probieren Indisches, Chinesisches, Thailändisches und die malayischen Mischvarianten. Die Einheimischen amüsieren sich zwar über unsere stirnrunzelnden und ratlosen Blicke, helfen uns dann aber in bestem Englisch einzelne Speisen zu identifizieren und für uns auszuwählen und verwickeln uns immer wieder in neugierigen Smalltalk. Die frischen Säfte kosten jetzt auch plötzlich nicht mehr drei Euro sondern nur noch einen - so stellen wir uns das vor. :) Unsere Unterkunft ist auch spottbillig und total schön (in einem alten Clanhaus mitten in der Stadt).  So verbringen wir die nächsten Tage mit Essen und Sightseeing, besichtigen einen Gewürzgarten (Georgetown war ein Austragungsort der heftigen Gewürzkriege zwischen England, Holland und den Portugiesen, weil es hier viele Muskatnussbäume gab und gibt) und fröhnen englischer und buddhistischer Teekultur  in einem der unzähligen Teehäuser in Georgetown. Hier gibt es nämlich auch etwas, das mir sonst aus Asien unbekannt ist: Zahlreiche Cafés und Teehäuser in der Innenstadt, die eine Vielfalt an gutem Kaffee, Tee und Kuchen bieten. Zwischendurch beobachten wir immer wieder erstaunt die malayische Ordnungskultur- da wird doch tatsächlich ein falsch parkendes Auto abgeschleppt (!) und überall hängen "watch your step" - Schilder um auf Stufen oder ähnliches Aufmerksam zu machen. Wir trinken den berühmten Muskatnusssaft (!), der wie Lipton Eistee schmeckt (aber ich frage mehrfach nach, und es scheint tatsächlich der Saft zu sein). Und eines abends finden wir uns mit einer wilden, spontan gebildeten Gruppe aus Reisenden aus Litauen, Österreich, Holland und Deutschland in einer Bar zusammen und philosophieren über Südostasien und die Welt (während des einen oder anderen Cocktails). Nicht Einer der hier was zu meckern hat, wir lieben Malaysia!


Unterkunft: Muntri Heritage House

Thailand 5: Paradise at last?


Oh my god! I may just have found the perfect place in the world! 


Das ist das versprochene Paradies! So habe ich mir Thailand vorgestellt. Ich liege auf einer Art offenem, niedrigen Bambusbaumhaus mit einem niedrigen Tischchen auf einem bunten bohemebemusterten Polster. Das Meer rauscht nur wenige Meter von hier Welle für Welle auf den Sand. Ich schaue aufs Meer hinaus, aber ich kann nix sehen- es ist dunkel und kein einziges Schiff ist hier unterwegs. Warmer Wind streichelt über meine Haut und durch meine Haare. Leichte Gitarrenmusik plätschert aus Lautsprechern vor sich hin, das Personal ist ein Traum, der Besitzer sagte zur Begrüßung "Relax, you are home now". Die Cocktails könnten besser nicht sein und die haben hier echten, guten Rotwein. Ich habe mich in diesen Ort verliebt! Ich will hier nie wieder weg, nie mehr. Alles Fernweh und suchen hat ein Ende.

Koh Lanta ist jedenfalls ein bisschen das, was wir uns vorher unter Thailand vorgestellt haben.  Wir sind hier fast allein an schönen Stränden, mit weichem weißen Sand in palmengesäumten Buchten. Bei Tageslicht sind wir dennoch etwas ernüchtert, ob des Gestanks in unserer Hütte (der aus einem der vielen Löcher in der Badezimmerwand kommt) und ob der Schlange in unserem Bad. Außerdem hat unser Klo keine Spülung...da ziehe ich die Grenze für mich. Kaltes Wasser - kein Problem. Löcher in der Bambuswand - meinetwegen. Keine Aircondition - ok, ging früher auch. Aber so eine Klospülung ist schon viel Wert. ;) Es ist also ein Hotelwechsel angesagt. Ich verbinde eine kleine Laufrunde mit der Suche nach schönerem Strand (unserer hat ziemlich viele Steine, das sieht bei Ebbe aus als hätte Gulliver auf den Strand gekotzt^^) und einem preiswerten Zimmer mit Klospülung. Nach etwa zwei Stunden finde ich ein klitzekleines schweitzerisch geführtes Resort mit tollen Zimmern, geradezu luxuriös im Vergleich zu unseren sonstigen Unterkünften, und der Besitzer hat ob meines heruntergekommenen Aufzuges (zwei Stunden ungeduscht am Strand entlangjoggen macht den Auftritt perfekt *hehe*) Erbarmen mit mir und geht mit dem Preis runter. Wir lassen also die ultraalternativen BeeBee Bungalows, zu deren "Konzept" es nach eigener Aussage nicht passt eine Klospülung oder eine heiße Dusche zu haben, freudestrahlend hinter uns und begeben uns die nächsten drei Nächte in wohlgeordnete schweitzer Hände. Ich muss unweigerlich an Asterix bei den Schweitzern denken und lächele in mich hinein. Ich hoffe hier ruft nicht jemand alle halbe Stunde "Kuckuck" ;).

Da dieses Jahr das Jahr der Verletzungen zu sein scheint und ich mir neben anhaltenden Magenproblemen und nachdem ich einem weiteren Schlangen"übergriff" auf dem Heimweg von der Hotelsuche nur knapp entkommen bin (die etwa anderthalb Meter lange Schlange hatte sich bereits blitzschnell um meinen Knöchel gewickelt, wurde aber von meinem Bein instinktiv kraftvoll abgeschüttelt während mein Kopf, der noch nicht verstand was überhaupt los ist, hektisch "oh my god" und "holy fuck" rief), ich mir im Wasser an so ziemlich dem einzigen Stein im Umkreis von einem Kilometer einen Zeh derart geprellt habe, dass ich kaum noch laufen konnte (*augenroll*), habe ich einen Pausentag eingelegt, den ich fast vollständig verschlafene habe. Am nächsten Tag haben wir die bilderbuchmäßigen Strände Koh Lantas mit dem Roller erkundet und sind ziemlich happy endlich mal eine ruhigere Insel gefunden zu haben. Leider sehen wir dabei aus wie die oberdeutschesten Vollidioten die auf diesem Erdenball wandeln: Während die Thais barfuß und obenohne (und need I say - natürlich ohne Helm) mit ihrem Roller über den Asphalt heizen und geschickt jedem Schlagloch ausweichen,  tuckern wir mit Helm und ich - dank einschneidender Erfahrungen letzten Dezember - mit Ellenbogenschützern ängstlich mit 30- 40 KmH über die Insel und nehmen dabei jedes zweite Schlagloch mit....ein Bild für die Götter, wär man nicht selbst das Bild. ;) Außerdem treffen wir hier noch unsere holländischen Freunde aus Koh Phangan wieder und tauschen die zwischenzeitlich gemachten Erfahrungen aus. 


Dann geht es auch schon nach Koh Lipe, unserer letzten Station in Thailand. Koh Lipe ist angeblich wunderschön und nicht so touristisch. Auf den ersten Blick bestätigt sich sofort das Gegenteil dieses Gerüchts. Hier treten sich die Touris quasi gegenseitig tot und die Insel besteht fast nur aus Hotel-Hütten und einer kleinen asphaltierten und bunt angemalten Straße, genannt "walking street", in der sich Tourismusbüro an Restaurant an Lädchen reiht. Was für ein Reinfall. Nachdem wir den Schock mit einem (überraschend guten) Cocktail to go begoßen haben, versuchen wir es ein letztes Mal mit der Übernachtung in einem Bambusbungalow, was wir schnell bereuen, nachdem wir sehen dass es mal wieder keine Klospülung gibt und man unter freiem Himmel duscht, heißt im Bad ein riesiges Loch in der Decke ist. Gepaart mit dem Hinweis der Managerin, man möge auf keinen Fall, auf KEINEN FALL, Essen im Bungalow lassen bereitet uns dieses Loch deutliches Unbehagen (was passiert denn wenn wir Essen im Bungalow lassen? Was kommt dann? Affen? Insekten? Sollten wir die Wasabinüsse mitnehmen? Essen Schlangen Wasabinüsse?  Und kriegen die die Verpackung auf? Was ist mit Affen? Aaaah). Wir sind für diesen Scheiß einfach nicht alternativ genug....

Als ich morgens aufwache denke ich als erstes: "Meine Güte gibts hier viele Hähne.". Dann wundere ich mich, wer all die Hähne hält, denn als wir abends ankamen, habe ich auf dieser kleinen Insel, die ja angeblich sooo abseits der ausgetretenen Pfade liegt, wirklich nichts und niemanden Einheimisches gesehen. Mich bestürzt die Erkenntnis, das von Thailand nicht mehr viel übrig zu sein scheint, jedenfalls nicht hier im Süden, jedenfalls nicht auf den Inseln die in den Reiseführern stehen. Einsame Strände - das war mal! Das Land hat sich derart dem Tourismus ergeben, ja geradezu prostituiert, dass es nicht mehr zu erkennen ist. Koh Phangnan, Ao Nang oder sogar Koh Lipe- das sind Orte, die so alle auch in Spanien oder Griechenland sein könnten, mit gepflasterten Promenaden, Laden an Restaurant an Laden, wo aus Hightech Lausprechern die aktuellen EU oder US Charts dröhnen. Koh Phiphi, Phuket und Koh Samui sollen ähnlich sein. Geblieben ist nur das Essen, aber das wird natürlich auch angepasst (nicht so scharf) und die Karte erweitert (von Pommes bis zur Bratwurst ist alles dabei). Wir ärgern uns das wir für sowas 50 Euro (!) für ein Speedboot ausgegeben haben (die Prostituierte weiß auch was sie wert ist!), dass dann auch noch statt der versprochenen 4 ganze 8 Stunden hierher gebraucht hat und wir müssen wahrscheinlich nochmal soviel latzen um hier wieder weg zu kommen. Naja es nutzt nichts, Malaysia ruft - Thailands Seele ist hier ohnehin tot. 

Insgesamt sind wir ein bisschen enttäuscht von Thailand, wir hatten uns mehr erhofft - schönere Strände vor allem. Auch von der berümten thailändischen Freundlichkeit haben wir nicht viel gesehen - die Thais scheinen von den vielen Touristen eher unendlich genervt und haben wenig Lust einem zu helfen. So wird man wort- und erkärungslos von einem teuren Touri-Minibus in den nächsten verladen, auf Fragen gibt es wenig oder gar keine Antworten und teilweise nichtmal eine Reaktion und gelächelt wird auch nicht mehr als anderswo (da sind die Leute im Rheinland deutlich netter ;P). Mir war nicht bewusst, dass Thailand längst kein Backpackerparadies mehr ist (dafür ist es auch zu teuer mittlerweile), sondern vor allem von Mittelklassetouristen überrannt wird, die nur hierher kommen, um sich in ihrem schicken All-Inclusive-Resort entweder die Rübe vollzudröhnen oder hier zu tauchen (nichts gegen Taucher, ihr wisst hoffentlich was ich meine!). An Land und Leuten haben die meisten kein Interesse. So sind die Hippies weiter gezogen, und wir werden es auch tun. Schade eigentlich, jetzt wo ich endlich gelernt habe "danke" so zu sagen wie die Thais, mit einem sehr langgezogenen "ka" am Ende - etwa so: "Korpkunkaaaaaaaaaaaaaaa". ;) Danke Thailand, danke, danke, aber wir ziehen jetzt ohne Wehmut weiter. 


Unterkunft Koh Lanta: BeeBee Bungalows (1. Nacht), Nik's Garden
Unterkunft Koh Lipe: Forra Resort 

Donnerstag, 28. Mai 2015

Thailand 4: Dschungelbuch Reloaded

Good Morning, ka!

Nach Koh Phangan zieht es uns auf das Festland und in den Dschungel. Im Herzen Thailands liegt der Nationalpark von den vielen Thailands für den wir uns entschieden haben - Khao Sok. Zum ersten Mal wollen wir es uns einfach machen und buchen daher ein "Joint Ticket": Von der Insel bis ins gebuchte Hotel vor den Toren des Parkes, komplett mit Fähre und Bus und allem. Es hätte so schön sein können! Wir werden am Schalter der Fähre abgesetzt mit nichts außer einem Papierzettel auf dem irgendwas auf Thai drauf steht. Den gebe ich ab und erhalte - nichts, außer einem Sticker, der mir aufs T-shirt geklebt wird, auf dem irgendein Buchstabenkürzel steht, dass ich als "Surathani" ausmache. Die Fährfahrt überstehen wir unbeschadet und denken dann von Surathani (wo wir angelegt haben) bis Khao Sok sollen es nur zwei Stunden sein, also alles easy. Leider werden wir aber in den kommenden vier (!) Stunden vier (!) Mal genötigt den Bus zu wechseln, es scheint völlig sinnlos zu sein. Zwischendurch warten wir an einer Bushaltestelle und erhalten mehreren neue Sticker. Einmal fahren wir nur fünf Minuten mit einem Bus, um dann wieder umzusteigen. Und ich könnte schwören wir sind erst eine halbe Stunde in eine Richtung gefahren und dann denselben Weg zurück. Wir stellen ernüchtert fest - Thailand ist organisiert! Nur ist manchmal kein Sinn hinter der Organsisation erkennbar. ;) Völlig genervt und auf alles gefasst steigen wir an dem Hotel aus, das wir uns ausgesucht, aber noch nicht gebucht haben - Koh Phangan hat uns gelehrt sich erstmal die Unterkunft anzuschauen. Das Hotel allerdings ist wunderschön und entschädigt ein bisschen für die Fahrt: Es sind tolle Baumhäuser, hoch in den Bäumen, gefühlt mitten im Dschungel und komplett mit Warmwasser und bequemem Bett und schönem Balkon - ein Traum! Insowas wollte ich schon immer mal übernachten!

Am nächsten Morgen packen wir einen kleinen Rucksack und machen uns auf in den Dschungel. Wir haben eine zwei-Tages-Tour mit Übernachtung im Nationalpark gebucht und sind sehr gespannt. Zuerst werden wir stundenlang über einen riesigen wunderschönen Stausee zu unserer Unterkunft gefahren und die ist selbst schon ein Erlebnis - wir übernachten in sehr schlichten schwimmenden Bambushütten. 


Unsere hat leider ein riesiges Loch an der Rückwand und wir fürchten daher es könnten von den über die Hütten hängenden Ästen Affen in unsere Hütte springen und unseren Schlaf stören (oder uns anknabbern). Daher wechseln wir in eine der Hütte mit angeblich (für uns nicht erkennbarem) undichtem Dach aber dafür geschlossener Rückwand und hoffen einfach, dass es nicht regnen wird. Nach dem (ebenfalls sehr einfachem) Mittagessen geht es auch schon in den Dschungel. Unser Guide zeigt uns viele schöne Blumen und Bäume, die ich noch nie gesehen habe, auf dem Weg zu einer riesigen Höhle, die wir mit unserer Gruppe durchqueren wollen. Wir kommen auch an hunderten bunten Schmetterlingen und verwachsenen Riesenbäumen vorbei - es ist Dschungel, so wie ich mir das vorgestellt habe. :)








Das mit der Höhle hätte ich mir allerdings vielleicht besser überlegen sollen....dort leben nämlich neben vielen Fledermäusen unzählige riesige (und ich übertreibe ausnahmsweise mal nicht) RIESIGE handtellergroße Spinnen, die zu alllem Überfluss auch noch springen können...schon nachdem der Guide mit der ersten Spinne rumspielt wird mir klar, dass ich diese Höhlenwanderung nicht genießen werde. Mit meiner kleinen Schweinchen- Taschenlampe leuchte ich mir nur vor die Füße, ich will nirgendwo hinschauen, dort könnte ja eine Spinnne sitzen. Aber Spinnen, die ich nicht sehe, die gibt es auch nicht! Und Fledermäuse sind meine Freunde, denn sie essen die Spinnen und die meisten bevor sie je das Tageslicht erblicken, wo ich ihnen normalerweise begegenen würde. Also das ist mal ne Nahrungskette die mir gefällt! Solange die Höhle noch groß und hoch und weit ist, gelingt es mir ganz gut die Tatsache zu verdrängen, dass ich in einer Höhle mit einem Haufen monströser ekliger Spinnen sitze. Aber als sich die Gänge der Höhle verengen und wir teilweise im Wasser waten drängt sich mir immer mehr ein einziger Gedanke auf: Das hier ist mein persönlicher Albtraum! Warum in aller Welt wollte ich in diese sch*** Höhle?? Ich stolpere durch die Dunkelheit und versuche auch bei noch so engen Stellen, an denen man grad noch so durchpasst oder sich irgendwo drunter ducken muss, nur nicht die Felswände anzufassen, dort könnnten ja Spinnen sitzen. So legt es mich mehrmals fast hin und als mir das eiskalte Wasser bis zum Hals steht kriege ich Panik, Panik hinzufallen oder unterzutauchen oder meinen Ellenbogen zu stoßen (den ich allerdings vorsorglich in einen ultra bescheuert aussehenden Ellenbogenschützer verpackt habe). Die Panik schleicht sich langsam von hinten an und kriecht mir von den Zehen in die nassen Sachen in die Arme und schlließlich in den Kopf: Ich will nur noch raus. Raus hier! Raus aus deiser scheiß Höhle! Plötzlich muss ich an den deutschen Höhlenforscher denken, der in dieser Höhle in Bayern feststeckte mit einer Gehirnerschütterung oder sowas und die Rettung hat mehrere Tage gedauert....Leider beruhigt mich der Gedanken, dass es also auch noch schlimmer geht überhaupt nicht. So schnell es geht stolpere ich hinter meinem Vordermann her, Tim dicht hinter mir und mich ständig festhaltend damit ich auf den glitschigen Steinen nicht ausrutsche. Wir sind mitten in der Höhle, es gibt jetzt kein zurück, nur vorwärts, vorwärts, vorwärts....und atmen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erscheint endlich im wahrsten Sinne des Wortes Licht am Ende des "Tunnels" und wir haben die Höhle passiert. Eineinhalb Stunden hat dieser Albtraum gedauert und ich erhole mich den ganzen Tag nicht mehr von dem Schrecken. Das war definitiv die erste und letzte Höhlenwanderung für mich!

Am nächste Tag unternehmen wir noch eine kleine Wanderung mit der Gruppe und schwimmen in einer wunderschönen Bucht zwischen hohen, kargen Felswänden... vom Boot aus. Das hattte ich mir nicht besonders gut überlegt, da ich mit meinem Ellenbogen längst nicht mein eigenes Gewicht tragen kann und mich folglich nicht am Bootsrand hochziehen kann. Die Folge: Vier Männer müssen Queen Theresa gemeinschaftlich von unten und oben aus dem Wasser hieven, da man mich natürlich an dem Arm auch nicht hochziehen darf (ich hasse es!). Dann beschließen wir noch einen Tag zu bleiben und den Park noch ein bißchen auf eigene Faust zu erkunden. Leider finden wir die wirklich spektakulären Trails ohne Guide nicht, aber dafür lernen wir einen neuen Freund kennen: Ein kleines schwarzes Äffchen. Der Kleine nähert sich anfangs vor allem an meinen Freund an und wir sind uns nicht sicher, ob wir uns ihm nähern sollten, nach all den Affen-Warnschildern in Phetchaburi, die wir nicht vergessen haben. Der Kleine ist aber doch viel zu niedlich und außerdem läuft er uns sehr hartnäckig hinterher. Bald schon schließt er zu uns auf und hält sich an Tims Bein fest und geht schließlich an der Hand, wie ein kleines Kind. Zuckersüß! Er scheint keine Eltern zu haben und er tut uns ein bisschen leid, er scheint auch nicht so richtig zu wissen was er essen kann, da er allem Anschein nach wahllos Blätter abreißt und sich die in den Mund stopft. Schließlich spielen wir eine ganze Weile mit dem kleinen Äffchen - ich halte ihn an beiden Händen und schwinge ihn hin und her....das scheint ihm Spaß zu machen, aber dann versucht er mich zu beißen und ich bin etwas irritiert und wir beschließen zu gehen. Der Kleine folgt uns aber noch bis zum Ausgang aus dem dichteren Wald zu einer Raststation, wo wir erfahren dass seine Mutter erschossen wurde und er nun mit vielen anderen hier im Wald von den Menschen aufgepebbelt wird. Daher ist er auch so menschenfreundlich! Wir würden ihn gern mitnehmen, aber ich vermute das führt nur zu Immigrationsproblemen an den vielen Grenzen die noch vor uns liegen....schweren Herzens lassen wir also das Äffchen zurück. :(((


Von Khao Sok nehmen wir die Westküste in Angriff, passieren die Grenzen zwischen Buddhismus und Islam die Thailand duurchzieht und fahren nach vielem Abwägen nach Ao Nang. Das ist eine waschechte Touristen-Küstenstadt wie man sie auch in Griechenland oder Spanien findet. Es ist allerdings nicht so voll wie uns angedroht wurde, es ist bereits Ende der Saison, die meisten Touris sind nicht mehr da. Mir fällt hier nur erstmals bewusst auf, dass wir in Thailand keine Bettler sehen, ich habe noch keinen einzigen gesehen. Die Armut scheint also hier ettwas geringer zu sein, als in den umliegenden Ländern. Es gefällt uns hier in Ao Nang trotzdem nicht sonderlich, schön ist nur ein Ausflug nach Reiley, dem Klettererparadies in Thailand. Wir beschließen weiter zu ziehen, klettern kann ich schließlich eh nicht. Koh PhiPhi und Krabi lassen wir allerdings aus - dort soll es fürchterlich sein - laut und voller Touristen und wie auf Ibiza. Es zieht uns nach Koh Lanta, die Insel wurde uns mehrfach empfohlen. Wir sind gespannt! 





Unterkunft Khao Sok: Khao Sok Tree House Resort (1. Nacht), Morning Mist
Tour: 2 days one night raft house

Thailand 3: Halbmondwahnsinn und andere Inselfreuden

Habt ihr schon mal mitten im Dschungel eine Party gefeiert? Wir auch nicht. Bis jetzt.

Circa 3000 Leute, eine Menge Deko, Neonfarbe, bunte Brillen, Hüte, Plastikblumenkränze, jede Menge Alkohol und Technomusik inmitten hoher Palmenbäume auf einem Berg auf Kho Phangnan - das ist die Halfmoonparty. Jeder hat sicher schon mal von Fullmoonpartys gehört - so fing das ganze mal an, ein paar Hippies feierten am Strand den Vollmond mit viel Alkohol, Hasch und magicmushrooms. Dreißig Jahre später sind auf Fullmoonpartys gerne 40.000 Partygäste aus aller Herren Länder und es gibt eine Mondfeier für jede Art von Mond: Vollmond, Halbmond, "Black Moon" usw. Der Konsum ist auch in Thailand angekommen - der Eintritt kostet mehr, als ich in Deutschland für einen Club ausgeben würde. Wir sind zusammen mit vielen anderen extra für die Halfmoonparty mit der Fähre angereist und waren uns dann doch erst unschlüssig, ob wir wirklich hingehen sollen. Die Party ist teuer und mein Freund befürchtete "Kirmestechno". ;) Zusammen mit zwei Holländerinnen aus unserem Beachresort (wir übernachten hier in kleinen Hüttchen am Strand) und ein Paar Chang Bieren konnte ich Timo dann aber doch überzeugen und es war einfach absolut wahnsinnig. Die Leute drehen total durch, jeder kriegt am Eingang ein kleines Eimerchen mit Absolutvodka und dem Mischzeug seiner Wahl, man kann sich den Körper mit Neonfarbe bemalen lassen und natürlich jede Menge Zeug kaufen. Die weiblichen Partygäste tragen fast ausnahmslos Plastikblumen im Haar also brauchte ich auch unbedingt so einen Blumenkranz (klarer Fall von Gruppenzwang :D). Es gibt zwei "Floors" einen weiter unten am Hügel und einen weiter oben. Unten tanzen ein paar (teilweise vollgedrogte) Musikfeinköstler, oben läuft der erwartete Kirmestechno. Passt aber irgendwie, ist ja auch irgendwie wie Kirmes. Und der Anblick der Partymenge ist überwältigend. Der Wahnsinn steht jedem einzelnen ins Gesicht geschrieben. Der Beat pulsiert laut, laut, laut und unbarmherzig durch den Dschungel und alle reißen die neonbemalten Arme hoch, wippen wie irre mit dem Kopf und kreischen und bewegen sich so mehr oder weniger im Takt zur Musik. Einige haben Wasserpistolen dabei und beschießen andere- eigentlich ist man ständig nass - aber das macht nichts, es sind schwüle 39 Grad und man befindet sich mitten in einer Menge von 3000 Mann- jede Abkühlung ist willkommen. Wegen der Blumenkränze muss ich ständig an die Hippies denken, die das hier alles begonnen haben. Aber das hier ist anders. Nichts beschreibt vermutlich unsere Generation so gut wie diese Massenbelustigungsveranstaltungen. Sie sind der Grund weshalb uns die ältere Generation vorwirft wir hätten nur Spaß im Sinn und keine Lust zu arbeiten. Aber darum geht es nicht, es geht hier um viel mehr, es geht um....Glückseligkeit. Dem Alltag entfliehen, unbeschwert sein, wie Kinder. BÄM!!!! Da Stress und Belastungen im Allgemeinen steigen, müssen auch die Partys immer krasser werden, die Urlaube länger, der Sport extremer. Es ist einfach schwerer geworden den Resetknopf zu drücken, selbst hier im Dschungel haben die meisten ein Handy dabei und man könnte am Rand sitzen und Arbeitsmails bearbeiten wenn man wollte (aber wer will das schon ;P). Wir haben bei unseren Eltern gesehen, dass Arbeit alleine nicht glücklich macht, deshalb streben wir nach etwas Anderem, Höherem, auch wenn keiner weiß was das ist und wo man es bekommt. Irgendwie warten einfach alle darauf dass irgendwann endlich mal Einer am Straßenrand steht und für viel Geld "Glückseligkeit" verkauft. Aber hier im Dschungel haben alle kurz vergessen, dass sie auf diesen Straßenverkäufer warten- David Guetta hallt duch die Palmen und es wird getanzt, getrunken, getanzt, getanzt, getanzt als ginge es um Leben und Tod. 
Und am nächsten Tag geht der Wahnsinn weiter- es ist Songkran. Thailändisches Neujahr. Ausgestattet mit eigens für diesen Zweck bei 7 Eleven erworbenen Wasserpistolen und Regenjacken (das Wetter ist leider nicht so pralle), schleichen wir aus unserem Strandbungalow raus - und kommen nicht mal aus dem Hotelgelände raus ohne das erste Mal nass zu werden, denn die Hotelbelegschaft hatte hinter der Rezeption auf uns gelauert. Songkran ist ein riesiges Wasserfest, alle bespritzen sich mit Wasser und wirklich niemand wird verschont. Noch unsicher wie das ganze abläuft schleichen wir vorsichtig auf die Hauptstraße, wo uns die ersten Kinder mit riesigen Wassereimern voller eiskaltem Wasser entgegen rennen. Als farang (Ausländer) ist man heute ein besonders begehrtes "Opfer" merken wir schnell. Ich kann mich mit meiner mittelgroßen pinken Pistole, die eine erstaunlich gute Reichweite hat, ganz gut "verteidigen". Tims kleines Pistölchen ist leider nicht so wertvoll in dieser Wasserschlacht (haha), in der die Thais mit riesigen Wasserbottichen am Straßenrand nur darauf warten, dass man endlich vorbei gelaufen kommt. Als ich meinem Freund zur Seite eilen will, auf den sich gerade eine Horde Kinder stürzt, erfahre ich das erste Mal aus eigener Hand was "Rückendeckung" bedeutet - ich habe nämlich leider keine, als mir ein Teenager einen ganzen Wischeimer voll brunnenkaltem Wasser in die Halsöffnung meiner Regenjacke kippt. Just in diesem Moment versucht eine Thailänderin Timo einen Eimer Wasser hinten in die Hose zu kippen. Soviel zu den Regenjacken - das war eine Scheißidee! XD Wir rennen schnell weiter die Straße lang. Hinter jedem Hauseingang lauern Kinder und Erwachsene mit Wasser bewaffnet. Inachtnehmen muss man sich auch vor vorbeifahrenden Autos und Mopeds, überall sitzen Leute drauf und spritzen mit Wasser um sich. Besonders beliebt sind Pickups, beladen mit mehreren Wasserbottichen, auf denen die Thais sitzen und literweise Wasser auf die Fußgänger verteilen. Als wir vom Laufen müde werden setzen wir uns bei ein paar Thais mit auf den Pickup und fahren ein bisschen mit. Das ist eine Riesengaudi! Von hier oben hat man ein überlegenes Gefühl, eine strategisch gute Wasserspritz-Position. Alerdings sind die Pickups auch beliebte Ziele besonders harter Angriffe von gut ausgestatteten Straßenseitenwassergangs die einen dann gleich mit Gartenschläuchen oder sogar Feuerwehrschläuchen (!) in Beschlag nehmen. Die Stimmung könnte ausgelassener nicht sein, alle sind unendlich fröhlich und alle Sorgen gehen in diesem kindlichen Wasserspaß unter - drei volle Tage dauert der Spaß! Irgendwie gefällt mir das deutlich besser, als am Neujahrstag mit einem Kater und zugezogenen Gardinen auf dem Sofa zu liegen...;). Wir müssen mal an unserer Feiertagskultur arbeiten!  Zugegeben im Winter wär das bei uns etwas kalt, aber wie wärs mit einer Mittsommerwasserschlacht oder sowas? Something to think about...




Nach diesen zwei "anstrengenden" Tagen erholen wir uns von den Strapazen hauptsächlich in unserem Resort...das Wetter ist leider immer noch nicht soo toll und der Strand ist hier auch nicht besonders dolle, wir haben aber leider schon für drei Nächte bezahlt. Insgesamt hatten wir uns etwas mehr von Koh Phangnan erhofft. Koh Tao war da schon deutlich mehr das erhoffte Paradies. Koh Tao ist ein Taucherparadies - heißt es jedenfalls (da wir nicht tauchen, können wir das schlecht überprüfen ;)). Die Atmosphäre dort war jedenfalls laid back und sehr gemütlich, trotz Partymeile und jeder Menge europäischer "Wir haben grade Abi gemacht" - Touris mit großem Alkoholdurst. Der Strand ist auch toll - türkisfarbenes, lauwarmes Wasser und ein palmengesäumter Strand in einer schönen Bucht... endlich Meer! Endlich Palmen! Endlich Sonne. Dort lag ich etwa anderthalb Tage ununterbrochen am Strand und hab mich in ein extrem spannendes Buch vertieft, was ich in Bangkok gefunden habe. Das Resultat ist - Überraschung - ein Sonnenbrand. Aber was solls, das wars wert. Einsamer Strand ist dann aber doch irgendwie was anderes...wir suchen weiter nach dem perfekten Paradies!







Unterkunft Koh Phangnan: Sarana Bungalows
Unterkunft Koh Tao: Good Dream Hostal

Thailand 2: Einmal von Bangkok nach Paradies, bitte!

Wir liegen auf unseren minikleinen, dunkelgrünen Metalldoppelstockbetten auf einer mehr als fragwürdigen Over-Night-Fähre nach Koh Tao und legen gerade ab. Koh Tao soll das Paradies sein, haben wir gehört. Aber irgendwie sagt das auch jeder über jede thailändische Insel. In mir steigt der Verdacht auf, bevor man ins Paradies kommt muss man durch die Hölle. ;) Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Die Fahrt soll sieben Stunden dauern, morgens um fünf legen wir in Koh Tao an. Der Schlafsaal ist ausweislich des Flyers mit einer Klimaanlage ausgestattet, aber davon merk ich hier grad gar nichts, es ist schweineheiß. Wir haben vorhin in einer der typischen Toiletten-Duschkomibs geduscht. Das hat sich aber irgendwie nicht so richtig gelohnt. Wie auch, es sind draußen schwüle 38 Grad und wir sitzen hier wie eine Horde Sardinen in einer schwimmenden Blechbüchse, die außer Menschen auch noch Baumaterial und einiges anderes geladen hat. Auf Klo möchte ich hier lieber auch nicht - das ist zwar nicht schlimmer als das auf Land, jedenfalls nicht hässlicher. Dafür findet an der sehr niedrigen Decke eine Art Spinnenparty statt, unter der ich unmöglich pinkeln kann. Biologisch Interessierte Insektenenthusiasten hätten hier ihre wahre Freude. Ein thailändischer Mitreisender quittierte meine schreiende Flucht und die Erklärung "too many spiders, many, many spiders" mit einem herzlichen Lachen. Ich jedenfalls werde versuchen anzuhalten, bis ich wieder festen Boden unter den Füßen habe....
Das Schiff legt ratternd ab und ich bete, dass wir die Nacht überleben. Jedenfalls hat unser Boot ein Funkgerät, dass haben wir überprüft. Rettungsboote habe ich allerdings keine gesehen...naja, ich will mal nicht den Teufel an die Wand malen! Alles wackelt...das Rattern des Schiffsmotors übertönt meine Ipod-Musik und durch die Fenster kann man nur Schwärze sehen, schwarze Nacht, schwarzen Himmel, schwarzes Wasser....Dunkelheit umhüllt das Schiff. Egal, morgen wachen wir im Paradies auf! Langsam döse ich zum Rattern des Schiffsmotors weg...


Der Weg hierhin und die Tage hierher waren aufregend und anstrengend zugleich. Heute sind wir aus Phetchaburi mit dem Zug angereist. Es gab nur noch dritte-Klasse-Tickets ohne AirCon, leider, und der Zug fuhr sechs statt der von uns erwarteten vier Stunden. Drei Stunden haben wir gebraucht um Sitze nebeneinander zu erhaschen. Der Zug war voll, aber nur die Sitze und die beliebten Plätze in den offenen Türen, die Gänge blieben weitgehend frei. Sonst hätten ja auch die vielen Verkäuferinnen nicht martkschreierisch den Gang auf und ab rennen und ihre Ware anpreisen können: Seltsame kleine (Wachtel?) Eier in einer komische Soße, getrocknete Fruchtchips in verschiedenen Sorten, Getränke mit Eis in Plastikbeuteln mit Strohhalm (den Eiscafe kann ich wärmstens empfehlen - und mit dem übriggebliebenen Eisbeutel kann man seine von der Hitze angeschwollenen Knöchel kühlen), Reis mit Fleisch in viereckigen Palmblätterpacketchen, süßen Reis mit Rosinen in Bambusrohren, Nüsse mit Zeugs dran, Fisch, Undefinierbares, Undefinierbares und noch mehr Undefinierbares. Ich versuche jeder vorbeieilenden Verkäuferin in die Tüten oder Körbe zu schielen, vielleicht entdecke ich ja doch etwas Essbares? Das allermeiste lehne ich aber dankend ab, ohne auch nur drüber nachzudenken. Die vier buddha-ähnlichen thailändischen Damen im Vierer neben uns allerdings kaufen bei jeder Verkäuferin mindestens ein Päckchen von was auch immer sie verkauft, meistens zwei bis drei. Unter ihren Sitzen und in den Gepäckablagen über ihren Köpfen stapeln sich die Palmblätterpäckchen und andere Essensvorräte. Das meiste essen Sie aber sofort (man hatte ja eine Figur zu halten^^) und werfen dann den Müll aus dem Fenster, wie man es aus Asien gewöhnt ist. Wir packen unseren Müll unter Stirnrunzeln der Umsitzenden in eine Plastiktüte, die wir vorerst unter unseren Sitz legen. (Wenn auch nur einer sich uns zum Vorbild nähme wären wir glücklich...*seufz*!) Irgendwann stelle ich mich in die offene Tür und hänge meinen Kopf aus dem Zug. Der Fahrtwind kühlt den Körper und irgendwie vermittelt mir das ein Gefühl von Freiheit. Wo kann man sich heutzutage schon noch aus einem fahrenden Zug hängen lassen und den Fahrtwind genießen? Hier ist es meine Sache, welches Risiko ich eingehe! Der Typ auf der Treppe neben mir genießt die Fahrt im vollen Zug jedenfalls in vollen Zügen: Er hat eine Fliegerbrille an, so kann er Fahrt und Wind ohne Zusammenkneifen der Augen genießen... der Mann ist vorbereitet! ;)


Phetchaburi nennt man in Thailand auch "living Ayutthaya" (lebendiges Ayutthaya), weil all die vielen Tempel, die in Ayutthaya zerstört sind, hier noch intakt, bunt bemalt und goldverziert sind. Neben jeder Menge Tempel und einem riesigen goldenen Buddha in einer riesigen Höhle gibt es hier vor allem - Überraschung, Überraschung - gute Eiscreme in einem schweizerischen Restaurant. Wir halten hier auf dem Weg zur Höhle und dann nochmal auf dem Weg zurück. Schließlich haben wir Urlaub und one icecream a day, keeps the doctor away. Oder so. ;) Außerdem leben hier viele kleine und große orange-farbene Makakenaffen, die leider nicht halb so freundlich sind wie die Leute hier (eine junge Frau hat uns umsonst (!) zu unserem Hotel gefahren).

Die großen und wiederholt auftretenden "Beware of monkey attacks"- Schilder im Heritage Park hier in Phetchaburi sorgen für etwas Anspannung bei uns während wir durch den wunderschönen Park schlendern...die Affen sitzen auf dem Weg und auf den Bäumen und schauen einen mit skeptischen Na-habt-ihr-Essen-dabei-Blicken an, wenn man vorbeigeht, aber wir kommen heil davon. Immerhin rennen sie uns nicht zähnefletschend hinterher wie hier in Phetchaburi schon der dritte Streunerhund. Aber trotzdem: Ein Warnschild. Auf Englisch. In Asien? Wir sind auf einen jederzeitigen Angriff von oben gefasst und hoffen einfach, dass uns der "Himmel nicht auf den Kopf fällt", schließlich haben wir keinen Zaubertrank dabei. ;)


Die Fahrt nach Phetchaburi war auf ihre Art sehr spektakulär. Endlich haben wir es mal geschafft einen "local bus", einen ganz normalen thailändischen Bus also, zu nehmen. Wobei wir wenig dafür getan haben - in Kanchanaburi haben wir dem Taxifahrer gesagt er soll uns zum Busbahnhof fahren. Und der liebe, alte, nette Opi hat uns zum richtigen Busbahnhof gefahren und nicht zum Touri-Minibus-Busbahnhof. Superb! Plötzlich kosten die Busfahrkarten nur noch ein Drittel und man nötigt uns auch nicht mehr für unsere überdimensionalen Rucksäcke ein extra Ticket zu lösen. Wir haben jede Menge Platz und haben auch nicht mehr das Gefühl wie in einer touristischen Seifenblase durch die Gegend kutchiert zu werden, ohne Eintscheidungsfreiheit - "this is your bus, it costs...Baht" und ohne Platz für irgendwelche Gliedmaßen, die man vielleicht zufällig mit sich führt, wie Beine zum Beispiel. Im Ernst, ich bin ja nicht groß, aber im Minibus komme ich mir vor wie ein Riese der versucht sich bei den sieben Zwergen in den Wandschrank zu zwängen, weil der böse Wolf vor der Tür steht... Außerdem sind die Busse klimatisiert und irgendwie redet dort niemand mit niemandem, außer die Touris untereinander. Der local bus mag zwar alt sein, er hat natürlich keine Klimaanlage und die bunten Farben mit denen er bemalt ist blättern schon ab. Aber bei offenen Türen Bus fahren und den Fahrtwind im Gesicht spüren fühlt sich einfach viel mehr nach Urlaub an, als in einem bestuhlten Kühlschrank durch die Gegend kutschiert zu werden und dann einfach dort abgesetzt zu werden, wo der Minibusfahrer entscheidet, dass jetzt Endstation ist. ;) So waren wir nämlich nach Kanchanaburi gelangt. 



Wer jetzt denkt - "Kanchanaburi, das hab ich doch schon mal gehört", der hat höchstwahrscheinlich den Film "die Brücke am Kwai" zu oft gesehen. Die berühmt-berüchtigte Brücke der "Death Railway" steht nämlich hier. Die Brücke ist allerdings völligst unspektakulär, eine stinknormale Metallbrücke und nichteinmal das Original, da das Original von den Alliierten zerbombt wurde. Dafür ist es irgendwie umso schockierender, dass beim Bau der Brücke wohl hunderttausende thailändische und malayische Kriegsgefangene Zwangsarbeiter ihr Leben gelassen haben, nur weil die japanischen Besatzer (bekanntermaßen die "Nazis Asiens" und als solche hier vielerorts bis heute gehasst vor allem, da sie diesen Teil der Geschichte geflissentlich ignorieren und sogar ihre "Kriegshelden" ehren), die Brücke statt in den veranschlagten fünf Jahren in wenigen Monaten (!) bauen wollten. Die Zugstrecke, deren Teil die Brücke am Kwai ist, und die Thailand und Myanmar verbindet, heißt also unter anderem deswegen "Death Railway", weil so viele Menschen beim Bau dieser Bahnverbindung starben. Die Strecke sollte der Besetzung weiterer Länder durch Japan dienen, wurde letztlich aber von den Japanern zur Flucht ins burmesische Unterholz genutzt (was nichts genutzt hat). Aber genug von der Brücke, wir sind nämlich nicht wegen der Brücke hergekommen, sondern wegen der Elefanten.



Manch einer mag wissen, dass ich von kindesbeinen an ein großer Elefantenfan bin. Als solcher kam auch ich, wie viele andere, mit dem Gedanken nach Thailand hier auf einem Eefanten zu reiten. Allerdings währte dieser Gedanke nicht lang: In Ayutthaya haben wir einen Trekking-Elefanten gesehen, er schleppte sich lustlos dahin, sah sehr dünn und krank aus und war voller Aufschürfungen an Beinen und Körper. Der mahout (das ist der, der den Elefanten kontrolliert) hatte einen Stock mit einemm Haken dran, den er dem Elefanten offensichtlich in den Körper rammt, davon zeugten die vielen offenen Wunden. Wenig begeistert entschlossen wir uns, eine nicht-tierquälerische Variante zu finden, mit Elefanten in Kontakt zu kommen und ich begann "elefants in Thailand" zu googeln. Es folgte ein Abend voller Schock und Tränen (kein Scheiß) vor dem Internetz. Ich lernte, das das Rückrad von Elefanten durchaus nicht dafür gemacht ist große Lasten zu tragen. Ähnlich wie Zebras haben Elefanten ein rundes Rückrad und sind daher (anders als Pferde) grundsätzlich nicht zum reiten geeignet. Nicht nur das, das Tragen großer Lasten schädigt ihren Rücken sehr, die Wirbel bekommen Risse und das ist sehr schmerzhaft. Ein Elefant kann nur etwa 150 Kilo für weniger als eine Stunde am Tag auf seinem Rücken tragen. Allein der Trekkingsitz wiegt aber schon 100 Kilo, plus mahout und ein, zwei oder noch mehr Touris. Und die armen Tiere müssen damit teilweise bis zu zehn Stunden am Tag ununterbrochen umherlaufen. You do the math. Dazu kommt, dass Elefanten Tiere sind, die den ganzen Tag essen (wie Kühe), und daher idealerweise 18 Stunden am Tag mit Essen und schlafen verbringen sollten. Bei Trekkingtouren können sie das natürlich nicht tun und sie werden auch nicht genug gefüttert- ein ausgewachsener Elefant vertilgt am Tag ca. 200 Kilo Nahrung. Aber das schlimmste ist die Art, mit der in Thailand Elefanten dazu gebracht werden Menschen zu gehorschen. Die Praxis heißt "phajaan" und funktioniert wie folgt: Die Elefanten werden mit ca. 2 Jahren von ihren Eltern getrennt und angekettet. Dann werden sie mehrere Tage gefoltert, sprich man lässt sie hungern und verletzt sie kontinuierlich mit allerlei Gerätschaften und lässt sie nicht schlafen - so soll der Wille der Tiere gebrochen werden (leider auch kein Scheiß). Die armen kleinen Babbyelefanten schreien dabei oft wie am Spieß. (Wer mir nicht glaubt kann ja gern mal "phajaan" bei Youtube eingeben). Und es "funktioniert", nach ein paar Tagen machen die Kleinen, was man will. Ich bin wirklich kein Tierschützer per se, aber das ist doch einfach furchtbar. Elefanten sind sehr sensible, vom aussterben bedrohte Tiere, und kein Tier hat es verdient so gequält zu werden! Außerdem altern Elefanten ungefähr so wie Menschen, sie werden bis zu 80 Jahren alt und werden im ähnlichen Tempo erwachsen wie Menschen. Ein zweijähriger Babyelefant entspricht altersmäßig also einem zweijährigen Kind. Vielleicht langweile ich euch jetzt, aber ich finde es wichtig diese Infos weiterzugeben, da der Tourismus hier eine große Rolle spielt, und ich denke viel weniger Leute würden Elefanten-Trekking und ähnliches machen, wenn sie wüssten, was dahinter steht und wie schlecht es den Tieren dabei geht. Das schlimmmste was ich in diesem Zusammenhang gehört habe ist, dass die thailändsichee Tourismusindustrie hier kaum Fortschritte macht. Im Gegenteil - seit die Grenzen nach Myanmar offen sind werden von der dort vorhandenen, letzten gesunden Population des asiatischen Elefanten, Babyelefanten gestohlen, die die Babys beschützenden Alt-Tiere werden alle (!) getötet, die Babys durchlaufen dann die Phajaan und werden dann nach Thailand geschmuggelt, nur um dort im Tourismus verwendet zu werden (unglaublicher Scheiß ist das!).
Also kein Elefanten-Trekking für uns. Stattdessen entschlossen wir uns einen der drei ethischen Elefantenparks Thailands - "elephants world" in Kanchanaburi - zu besuchen. Das hat uns eine ganz schöne Stange Geld gekostet, aber es war jeden Euro wert! Der Slogan dieses Parks ist "where we work for the elephants and not the elephants for us". Und so ist es auch: Man füttert die Elefanten mit den Händen direkt in den Rüssel leckere Früchte, die man vorher für sie vorbereitet (schält wegen der Pestizide, zum Beispiel), man wäscht sie in einem Fluss, bereitet mehr Essen vor und darf dann mit ihnen baden. Dabei entscheiden die Elefanten worauf sie Lust haben - wenn einer nicht baden will, dann eben nicht. Die Helfer wissen genau, welcher Elefant was gerne isst. Die Bewohner von elephants world sind zumeist alte Elefanten. Ihre Rücken sind ganz gerade von jahrzehntelangem Trekking und der neueste Elefant ist ganz dünn und zeigt offensichtliche Anzeichen psychischer Störungen (konstantes hin und her wippen). Ich habe mich vorher genau informiert was Anzeichen für gesunde Tiere sind und die hier sehen soweit ich das beurteilen kann gesund und glücklich aus. Die Mahouts hier, darunter vier Aussteiger-Ausländer (farangs), kümmern sich liebevoll um ihre Elefanten (ein Mahout je Elefant). Zwei thailändische Mahouts sind sogar freiwillig hierher gekommen mit "ihren" Elefanten weil sie nicht mehr mit ansehen konnten, wie sehr sie beim Trekking gelitten haben. Andere wurden gerettet oder von NGOs freigekauft. Am Ende eines langen, anstrengenden, heißen Tages darf man kurz im Wasser im Nacken des Elefanten sitzen und zusammen mit ihnen baden wenn man möchte. Nacken und Kopf der Tiere sind sehr stark, dort verletzt man sie nicht und meiner hat mich (wie ich finde mit Absicht) mithilfe seines Rüssels mit Wasser bespritzt. Wir gehen mit einem großen Lächeln im Gesicht nach Hause. Das war ein wunderschöner Tag! :)